Ein exquisites Paradox

In dem feinen Geflecht unseres Geistes lebt eine unstillbare Sehnsucht – begleitet von der seelentiefen Erkenntnis, dass wir mehr sind als diese vergänglichen Hüllen aus Fleisch und Zeit. Wie Vögel, die in die Weite des offenen Himmels jenseits ihrer Käfige singen, spüren wir ganz tief in uns den Sog von etwas Unbegrenztem, das sich im Innersten unserer Existenz regt und uns zu einer Vollkommenheit, einer Wahrheit ruft, die wir nie wirklich vergessen haben.
In jenen seltenen, leuchtenden Momenten, in denen der Schleier zwischen den Welten dünn wird - vielleicht in der stillen Kathedrale der Morgendämmerung oder wenn unsere Hingabe an die Liebe uns mit ihrer unerwarteten Schönheit durchdringt -, offenbart sich das Licht, das uns aufrechterhält, nicht als ein bloßes Nebenprodukt der Materie, sondern als eine unermessliche, ursprüngliche Göttlichkeit, ein lebendiges Meer, aus dem alle Wirklichkeit geboren wird. Unser individuelles Bewusstsein, das im alltäglichen Leben so isoliert zu sein scheint, ist nur wie eine Welle, die kurz aus diesem unendlichen Ozean aufsteigt und in seinen Tiefen immer noch mit der Erinnerung an eine heilige Ganzheit verbunden ist.
"Wie Vögel, die in die Weite des offenen Himmels jenseits ihrer Käfige singen, spüren wir ganz tief in uns den Sog von etwas Unbegrenztem, das sich im Innersten unserer Existenz regt und uns zu einer Vollkommenheit, einer Wahrheit ruft, die wir nie wirklich vergessen haben."
Auch wenn es anfangs oft noch vage ist, sehnen wir uns, weil wir uns erinnern. Und wir erinnern uns, weil wir erkennen. Im Erkennen sind wir dazu aufgerufen, uns dem Ruf in dem, was wir fühlen, hinzugeben. Unweigerlich lichten sich in dieser Hingabe die Wolken unseres Widerstands. In diesen Augenblicken werden unsere Seelen Zeugen der vergessenen Weite, unserer wahren Heimat, auch wenn unser Verstand im Hintergrund weiter daran arbeitet, die Illusion der Trennung wieder zu rekonstruieren.
Das ist unser exquisites Paradox: an die Zeit gebunden zu leben und doch von der Ewigkeit berührt zu werden; in einer Gestalt zu hausen und doch auf innige Weise mit dem Formlosen verbunden zu sein. Die Begrenzungen, die uns Leben schenken und zugleich gefangen halten, sind vielleicht genau die Bedingungen, durch die das unendliche Bewusstsein die ergreifende Schönheit in der wahrgenommenen begrenzten Existenz erfährt – jedes Leben eine einzigartige Ausdehnung, ein fortwährender, weitergegebener Ausdruck der grenzenlosen Erforschung von sich selbst.
Könnte es sein, dass die tiefste Sehnsucht nicht fehl am Platz ist, sondern äußerst zutreffend – wie eine Kompassnadel, die bebend auf eine Wahrheit zeigt, die jenseits des Verständnisses liegt, aber dennoch zutiefst vertraut ist? Könnte es sein, dass diese Sehnsucht selbst der Faden ist, der uns, wenn wir ihm mit Aufrichtigkeit, Demut, Glauben und Würde folgen, trotz der Verblendung durch die engen Regeln der Zeit durch das Labyrinth der Trennung zurückführt zu der Erkenntnis, dass wir insgeheim schon immer frei gewesen sind, schon immer vollständig gewesen sind, schon immer fest im leuchtenden Herzen von allem, was ist, gehalten worden sind? Jeder Moment der Transzendenz, jedes unerklärliche Wissen, jede Erfahrung tiefer Verbundenheit – das sind keine Anomalien, sondern Einblicke in unsere wahre Natur, die uns über die Großartigkeit zuflüstern, die uns von jenseits der schönen Anhaftungen an unser zeitliches Werden zu sich ruft.
© Aaravindha Himadra